Archiv Predigten

ausgewählte PredigtEN  der Ev. Kirchengemeinde Erfurt-Südost sind hier für einen Monat nach dem Erscheinen bzw nach dem jeweiligen Gottesdienst nachlesbar bzw nachhörbar

Gottesdienste zum 29. Oktober und 31. Oktober

Gottesdienste zum 29. Oktober und 31. Oktober

Am 29. Oktober ab 09:30 Uhr Gustav-Adolf-Kirche und

am 31. Oktober ab 17:00 Uhr Lukaskirche  (Reformationstag)

lädt OGP Thomas Riedel zu Gottesdiensten ein.

Lesen Sie hier seine Predigt

 


Predigt zur Seligpreisung

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater und unserm Herrn Jesus Christus. Amen.

Als Predigttext sind uns für den Reformationstag die berühmten Worte der Seligpreisungen aus der Bergpredigt gegeben.

Sie werden sie alle schon mal gehört haben. Diese Worte der Bergpredigt gelten als die bekanntesten und einflussreichsten Reden Jesu. In der Bergpredigt werden die zentralen Lehren des christlichen Glaubens vorgestellt. Mit den Seligpreisungen haben sich große Theologen auseinandergesetzt. Zwei möchte ich an dieser Stelle zu Wort kommen lassen.

Papst Franziskus sagte: In den Seligpreisungen finden wir all das, was uns zum wahren Glück führt.

Einer seiner Vorgänger, Benedikt der XVI., hat es wie folgt ausgedrückt: Die Seligpreisungen sind ein neues Lebensprogramm, um sich von den falschen Werten der Welt zu befreien und für die wahren Güter in Gegenwart und Zukunft zu öffnen.

Lasst uns also mal genauer auf diese Worte schauen, aber zuerst lese ich nochmal die Seligpreisungen aus Mt. 5,1-10 nach Luther:

51Als er aber das Volk sah, ging er auf einen
Berg. Und er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm.
2Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach:
3Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.
4Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.
5Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.
6Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.
7Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
8Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.
9Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.
10Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich.

Bei den Seligpreisungen geht es um Haltungen. Diese gehen tiefer als Handlungsratschläge. Jesus geht es nicht um äußere Gesetze und Regeln und er sieht sie auch nicht als ethisches bzw. moralisches Programm, sondern es geht darum, in eine neue innere Wirklichkeit zu treten, zu der wir berufen sind. Mit den Seligpreisungen will Jesus uns Wege aufzeigen, die uns zur „Heiligkeit“ führen. Heilig zu sein, bedeutet nicht, besondere Kräfte zu haben und außergewöhnliche Dinge zu tun, wie wir oft denken. Heilig zu sein, bedeutet vor allem, ein offenes Herz zu haben, um auf die Worte Jesu zu hören und sie in unserem Leben in die Tat umzusetzen.

Was umschreibt das Wort „selig“? Selig heißt übersetzt: Glücklich zu preisen. Jesus möchte, dass wir glücklich sind. Es geht allerdings nicht um ein äußerliches Glück. Es geht um eine innere Glückseligkeit, die unabhängig von den äußeren Umständen ist. Inwieweit wir diese Glückseligkeit für uns in Anspruch nehmen, hängt allerdings davon ab, inwieweit wir unserem Herrn ähnlich werden.

Benedikt der XVI. schrieb: „In Wahrheit ist der Selige schlechthin nur Jesus. Er ist nämlich derjenige, der wirklich arm ist vor Gott; der Trauernde; der, der keine Gewalt anwendet; der, der hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; der Barmherzige; der, der ein reines Herz hat; der, der Frieden stiftet; er ist es, der um der Gerechtigkeit willen verfolgt wird. Die Seligpreisungen zeigen uns die geistliche Gestalt Jesu und bringen so sein Geheimnis zum Ausdruck, das Geheimnis des Todes und der Auferstehung, des Leidens und der Freude der Auferstehung. Dieses Geheimnis, das das Geheimnis der wahren Seligkeit ist, lädt uns zur Nachfolge Jesu und damit auf den Weg der Seligkeit ein.“

Im griechischen Text steht das Wort makarios, es wird zunächst ausschließlich auf die Götter angewendet. Im Griechischen der neutestamentlichen Zeit umschreibt es einen Zustand des Glücklichseins, der nicht zu überbieten ist.

Ich möchte drei Seligpreisungen genauer anschauen:

  1. Mt 5,3: Selig sind, die da geistlich arm sind, denn ihrer ist das Himmelreich.

Selig, die arm sind vor Gott

Die Seligpreisungen folgen einem inneren Aufbau und nicht ohne Grund steht die Armut im Geiste an erster Stelle. Wenn ich mich in meiner Beziehung zu Gott betrachte, erkenne ich meine Kleinheit und ein Empfinden für Gottes Heiligkeit wächst. Ich sehe mich vor Gott als der, der ich bin. Ich habe keine Leistung, die mich vor Gott qualifiziert. Damit setze ich mich nicht als Persönlichkeit herab, sondern habe den Mut, zuzugeben, dass ich mit leeren Händen vor Gott stehe. Wenn ich diese Tür nicht aufmache, bleiben alle anderen Türen verschlossen. Wer erkennt, dass er vor Gott arm ist, der findet zur Demut. Und diese Demut ist ein Segen. Sie schützt uns vor Hochmut und lässt uns erkennen, dass wir nie vollkommen sind, lebenslang auf dem Weg hin zu ihm sind, der vollkommen ist. Wer sich als arm vor Gott erkennt, der ist stets innerlich zur Weiterentwicklung bereit, geleitet durch seinen Willen. Darum versteht man unter den Armen im Geiste hier mit Recht die Demütigen, die Gottesfürchtigen, d.h. solche, welche keinen aufgeblasenen Geist haben.


 

  1. Mt 5,4: Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.
    in der Basis Bibelübersetzung, die dem griechischen Originaltext näher kommt, heißt es:
    4Glückselig sind die, die trauern.

Glücklich, die Leid tragen, die Trauernden? Christsein ist Freude und Trauer. Es geht nicht um das soziologische Trauern (z.B. beim Tod eines Menschen). Es geht um ein geistliches Trauern. Geistliches Trauern folgt aus der ersten Seligpreisung. Trauer hat etwas mit Verlust zu tun und bei der Armut im Geiste verliere ich viel, was mir lieb ist. Ich gebe meine Egozentrik auf, lege meinen Stolz ab und auch meinen Kontrollzwang. Trauer ist in diesem Fall gut, mehr noch: notwendig. Abgesehen von der Tatsache, dass Gott auch gerade in den dunklen Stunden meines Lebens bei mir ist, geht es hier um etwas anderes: Echte Demut, tief empfundene Trauer über meinen Zustand und den Zustand der Welt. Das hat etwas mit Erkenntnis zu tun bzw. mit Ent-Täuschung…ich bin nicht mehr getäuscht. Ich sehe klarer. Und aus und in dieser Trauer empfange ich in echter Hinwendung die Liebe und den Trost Gottes, hierbei entspringt die Freude über das Errettet sein in Christus.

Sören Kierkegaard schrieb: Der, der ich bin, grüßt trauernd den, der ich sein könnte.

  1. Mt 5,9: Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.

In dieser Seligpreisung steht das Wort Frieden für einen Zustand, bei dem ich mit allem und jedem in einem guten Kontakt stehe. Frieden ist die Vollkommenheit zwischenmenschlicher Beziehungen. Frieden ist der gute und lebendige Kontakt zum anderen Menschen, zum Mitgeschöpf neben mir. Wer nicht im Frieden mit sich selbst lebt, wird unzufrieden sein und meist auch nicht gerade zum Friedensstifter anderen gegenüber werden können.

Die Seligpreisung des Friedfertigen steht an siebter Stelle, die Zahl für die Vollkommenheit. Gewissermaßen ist sie der Höhepunkt, weil jener, der Frieden stiften will, all das anwenden muss, was in den ersten sechs Seligpreisungen gesagt wurde:

Geistlich arm, Leid tragen, Sanftmut, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Einfalt des Herzens - Klarheit des eigenen Standpunktes.

Was hat das alles mit Reformation zu tun? Letztlich muss ich mein Leben und meinen Glauben immer wieder auf den Prüfstand bringen. Was muss ich ändern, um auf Gottes Wegen zu gehen? Denn…

Wir haben alle Wünsche, wie das Leben laufen sollte. Das betrifft den einzelnen Tag, wie auch die großen Lebensspuren. Wir wollen dies, wir wollen das. Wenn wir zu krampfhaft an diesen Wünschen festhalten und nicht offen bleiben für andere Richtungen, dann erzeugen diese Wünsche eine innere Unruhe. Und erfüllen sich unsere Erwartungen nicht, neigen wir zu Traurigkeit oder Zorn. Immer wieder gilt es darum, Inventur zu ziehen, was fesselt und bindet, wo sollten wir lernen loszulassen. Denn in einem Herzen, das sich an äußere Dinge verliert, ist kein Frieden.

Darum lasst uns ärmer in unserem Wünschen werden. Der Arme im Geist lebt im Frieden des Herzens.

Dietrich Bonhoeffer sagte: „Wünsche, an die wir uns zu sehr klammern, rauben uns leicht etwas von dem, was wir sein sollen und können.“

Darum…(Basis Bibel)

Wer glückselig ist (Die Seligpreisungen)

Lukas 6,20-23

3»Glückselig sind die, die wissen, dass sie vor Gott arm sind. Denn ihnen gehört das Himmelreich.4Glückselig sind die, die trauern. Denn sie werden getröstet werden.5Glückselig sind die, die von Herzen freundlich sind. Denn sie werden die Erde als Erbe erhalten.6Glückselig sind die, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit. Denn sie werden satt werden.7Glückselig sind die, die barmherzig sind. Denn sie werden barmherzig behandelt werden.8Glückselig sind die, die ein reines Herz haben. Denn sie werden Gott sehen.9Glückselig sind die, die Frieden stiften. Denn sie werden Kinder Gottes heißen.10Glückselig sind die, die verfolgt werden, weil sie für Gottes Gerechtigkeit eintreten. Denn ihnen gehört das Himmelreich.

Amen.


 

Zitate & Kommentar zu Mt 5,1-10 von https://jesusimpuls.de/neues-testament/matthaeus-evangelium-auslegung/mt-kap-5/