So titelte einst Regierungsbaumeister Biermann seine Lobeshymne auf die kleine aber feine Kirche am Erfurter Stadtweg im Erfurter Allgemeinen Anzeiger am 18. Oktober 1912.
Er lobte die schlichte Eleganz und das harmonische Beieinander von barocken Formen mit der Funktionalität, wie sie den typischen thüringer Landkirchen der Zeit eigen war. Dabei hatte sich der Erfurter Architekt Kummer bei seinem Entwurf für die Kirche vom Aussehen der ursprünglichen St. Georg Kapelle auf dem Hirnzigenberg leiten lassen. Damit sollte die jahrhundertelange Geschichte der Daberstedter Christen gewürdigt werden.
Sie begann mit der Besiedlung im 8./9. Jahrhundert durch die Mainzer Erzbischöfe. Diese siedelten dort, wie in anderen umliegenden Ortschaften Slawen an, die gegen Vergünstigungen die Mainzer Verwaltung in Erfurt mit Naturalien versorgte und sonstige Dienste leistete. Tabersteden wurde so zum Küchendorf. Die überwiegend katholischen Bewohner hatten sich dort ihre erste Kirche gebaut. Da am Fuße des Hirnzigenberges die alte Nürnberger Handelstrasse verlief, benannten sie diese nach dem Schutzheiligen der reisenden Kaufleute St. Georg.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Daberstedt am 2. März 1632 auf Geheiß des Erfurter Rates und der schwedischen Besatzer niedergerissen. Das Baumaterial wurde zum Bau der ehemaligen Schwedenbastion am Spielbergtor (heutiger Stadtpark) verwendet und das Vermögen der aufgelösten Gemeinde – immerhin 314 Gulden – unter den letzten Daberstedtern aufgeteilt. Nach dem Beitritt Erfurts zum Prager Frieden im Juli 1635 zogen die Schweden ab und Erfurt musste alle Rechte und Besitzungen wieder an Kurmainz abgeben. Auf dem zerstörten Gebiet Daberstedt entstand wieder eine ansehnliche Siedlung mit eigener Kirchgemeinde.
Diese wurde aber durch auf Erfurt vorrückende kurmainzerische und französische Truppen im Kampf um die entgültige Bezwingung Erfurts im September 1664 abermals niedergebrannt. In der Folge lebten dort einige Tagelöhner in ärmlichen Hütten rund um den Hirnzigenberg mit der hölzernen St. Georg Kapelle.
Dieses Dasein währte nur rund 150 Jahre, denn Daberstedt, seine Häuser, Gehöfte und die hölzerne Kirche wurden am 29. Oktober 1813 durch französische Soldaten aus Erfurt völlig niedergebrannt, um freies Schussfeld gegen die belagernden Preußisch-Österreichisch-Russischen Armeen zu haben. Es wurde nicht wieder aufgebaut, da es in der Zone um die Erfurter Stadtbefestigung lag, die bis 1873 nicht bebaut werden durfte. Die Wüstung wurde der Stadt Erfurt angegliedert.
Seit 1890 entstanden auf Teilen eben dieser Flur die ersten Siedlungshäuser. Neudaberstedt war geboren. Durch das rasche Ausbreiten des Gebietes auch in die eigentliche Stadtgrenze hinein, war es aber nicht als eigenständige Siedlung erkennbar. Die neuen Bewohner waren Erfurter Bürger, Beamte Bauarbeiter der Eisenbahn und überwiegend evangelisch. Die Kirchgemeinde Neudaberstedt wurde 1904 gegründet.
Da die Christen teilweise zu Fuß nach Windischholzhausen oder in die Stadt Erfurt zur Reglergemeinde zum Gottesdienst mussten, wuchs der Wunsch nach einer eigenen Gemeinde und Kirche. Als Notbehelf diente zeitweise der Gasthof „Alt-Daberstedt“ und später dann Räume in der Schule im Stadtweg. Beides war aber sehr problematisch. So war es oft so, dass im Saal des Gasthofs bis in den frühen Morgen getanzt wurde und dann eiligst gefegt und gelüftet wurde, dass der Gottesdienst stattfinden konnte. Die Räume im Schulneubau wurden bald zu eng für die wachsende Gemeinde von inzwischen rund 1700 Christen. Dank der Unterstützung durch die Provinzialsynode in Magdeburg sowie an den Halleschen Gustav-Adolf-Verein sowie durch Spenden und staatliche Mittel und andere Fonds, u.a. dem Kaiserlichen Dispositionsfond war es möglich 1911 mit dem Bau einer eigenen Kirche zu beginnen.
Als am 4. August 1912 um 12 Uhr mittags Gerneralsuperintendent Jacobi aus Magdeburg das neu erbaute Gotteshaus im Stadtweg zu Daberstedt feierlich weihte, war dies für die ev. Christen in Daberstedt das Ende einer lange währenden Suche nach einer Heimstatt.
Ihren heutigen Namen erhielt die Lukaskirche 1962 anlässlich des 50. Jahrestages der Kirchweihe. So, wie sie auf der Chronik abgebildet wurde, kann man sie heute nicht mehr betrachten. In den 100 Jahren ist um die Kirche ein schöner Garten entstanden, mit schattenspendenden Bäumen, Sträuchern und Beeten, die zum Verweilen einladen. So wurde anlässlich eines Gedenkgottesdienstes zur letztmaligen Zerstörung der St. Georg-Kapelle 1813 am 2. November 1913 eine Linde gepflanzt, die unter ihren Wurzeln ein Flasche mit Urkunden dieser Zeit verbarg.
Nach der Beschädigung der Lukaskirche durch Druckwellen der Bomben auf benachbarte Kasernen zum Ende des 2. Weltkrieges, wurde diese inzwischen zu einem stattlichen Baum herangewachsene Linde aus Unkenntnis gefällt.
Zwar trieb der Stumpf nochmals kräftige Triebe, heute sucht man diese aber leider vergebens.
Seit 1980 gehören die Lukaskirche und die dort lebenden ev. Christen wie die Gustav-Adolf-Kirche am Herrenberg zum Evangelischen Kirchspiel Erfurt-Südost. / Seit 2017 Evangelische Kirchengemeinde Erfurt-Südost.
In den letzten Jahren wurde die Kirche im Innenraum saniert, die Orgel restauriert.
Auch Außenmauer, Treppe und Zugang erstrahlen im neuen Glanz.
Herbert Rietz (veröffentlicht in AA und TLZ)