Archiv Predigten

ausgewählte PredigtEN  der Ev. Kirchengemeinde Erfurt-Südost sind hier für einen Monat nach dem Erscheinen bzw nach dem jeweiligen Gottesdienst nachlesbar bzw nachhörbar

Gottesdienst zum Volkstrauertag

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am 19.11.23 um 9.30 Uhr Gustav-Adolf-Kirche
mit Pfarrerin Sydow

Lesen Sie hier ihre Ansprache 

 

Ansprache

Die Gnade Gottes, die Liebe Jesu Christie und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen

Liebe Schwestern und Brüder,

heute ist Volkstrauertag, von 1934 bis 1945 hieß es heldengedenktag, heute ist der Volkstrauertag ein Erinnerungstag für Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaft. Aktuell gibt es auf der Erde mehrere kleine und große Kriege und der , die uns am meisten bedrängen, finden auf dem Gebiet der Ukraine statt. Seit einem, Monat wird in und um Israel, im Gazastreifen gekämpft, zwischen Israel , der pal. Hamas und der libanesischen Hisbolla. Es sind Kämpfe auf Leben und Tod.Niemand vermag heute zu sagen, wohin diese Kriege noch führen werden, wieviel Unglück, Not und Elend mit diese Kriege über die Zivilbevölkerung und über die Soldaten noch bringen wird.

Da war es in der Zeit des kalten Krieges und der Blockbildung zwischen Ost und West Fast einfacher und übersichtlicher. Heute ist alles noch komplexer und komplizierter geworden, auch wenn manche 1989 dachten, dass die Geschichte zu Ende geschrieben ist. Der Bundesverteidigungsminister spricht von einem kriegstauglichen Deutschland . Zudem sind uralte antisemitische Einstellungen, die wohl nie ganz weg waren, wieder belebt. Am vergangenen Sonntag fand in Paris eine Demonstration statt, an der 100 000 e teilnahmen, die Demonstration war gegen das Wiedererstarken des Antisemitismus in Frankreich gerichtet. Wir können uns nur eine starke Demokratie wünschen und daran mitwirken, damit Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit, Ablehnung einer freiheitlichen menschenfreundlichen Grundordnung , dass diesen Bestrebungen genug Widerstand entgegen gesetzt wird.

Aus Feinden können auch Freunde werden, es lohnt sich ein Blick in unsere Geschichte.

Mit Frankreich verband Deutschland eine lange feindliche Geschichte, 1806 und 1807 gab es dritten napoleonischen Krieg gegen Preußen, dieser Feldzug endete bei der Schlacht von Jena und Auerstedt und führte zum Zusammenbruch des preußischen Reiches.

Danach gab es drei weitere Kriege: den Deutsch-französischen Krieg 1870/ 1871, hier war Frankreich der unterlegene Verlierer.

es folgten der 1. Weltkrieg von 1914 bis 1918 und der 2. Weltkrieg von 1939 bis 1945.

Deutsche und Franzosen verband eine jahrhundertelange Feindschaft, die propagandistisch als „Erbfeindschaft“ qualifiziert wurde. Ein Erbe von Feindschaft wurde von Generation zu Generation weiter gegeben. Wie die letzten beiden Kriege ausgingen, wissen wir. Deutschland verlor, wurde in 2 Teile geteilt und jeder Teil Deutschlands ging seinen eigenen Weg bis 1989.

Wenn wir jetzt in diesen Zeiten etwas hilflos und ohnmächtig auf das aktuelle Kriegsgeschehen schauen, kann uns vielleicht ein Blick in die Geschichte trösten und Hoffnung machen.

Aus Erbfeinden können Freunde werden und das geschah zwischen Frankreich und der Bundesrepublik Deutschland und deren Geschichte ist ja inzwischen auch unsere.

Am 8.7.1962 wurde in der Krönungskirche der französischen Könige, in der Kathedrale von Reims eine Versöhnungsmesse gefeiert, es nahmen daran teil der französische Staatspräsident Charles de Gaulles und der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer. Diese Versöhnungsmesse war ein historischer Moment, sie beendete die Jahrhunderte alte sog.Erbfeindschaft und setzte eine Friedenszeichen. Zugleich legte diese Messe den Grundstein für den am 22.1.1963 geschlossenen Elyseevertrag zwischen Frankreich und Deutschland. D Das ist 60 Jahre her. Sowohl Konrad Adenauer als auch Charles de Gaulles waren gläubige praktizierende Katholiken und ihnen lag viel an Aussöhnung und am Ende dieser Feindschaft. Sie folgte dem Ideal eines christlichen humanistischen Abendlandes. Vielleicht legten beide mit diesem Vertrag auch einen kleinen Grundstein für die heutige Europ. Union.

Das Ende des Erbfeindmythos war gekommen, 2 bis dahin verfeindete Länder konnten Freundschaft schließen und diese Idee eines christlichen Abendlandes war ein Gegenentwurf zu allem rechten und nationalistischen Politikverständnis. De Gaulles verfolgte allerdings auch den Wunsch, mit diesem Elysevertrag Europa von den USA zu emanzipieren. Dieser Wunsch erfüllte sich nicht, aber Deutschland erhielt einen neuen Platz in Europa.

Dieser Elyseevertrag sollte und hat auch einen großen Beitrag geleistet für ein nach dem 2. WK zu versöhnendes Europa. Beide Staatsmänner einte ihr christlicher Glaube, die Erfahrung der Schrecken des Krieges und der Wunsch nach Versöhnung.

Der Vertrag sah vor, dass sich beide Regierungen regelmäßig auf allerhöchster Ebene zu treffen hätten, dass zur Aussenpolitik Vereinbarungen und Absprachen getroffen werden, dass es eine enge Zusammenarbeit in der Kultur und Jugendpolitik gibt.

Jahrhunderte von Streit und Spannung wurden beendet, Frieden und Freiheit für Europa waren das Ziel, die Pflege freundschaftlicher Beziehungen zum Nutzen beider Länder, zum Nutzen Europas und zum Nutzen der ganzen Erde, das wünschten sich die beiden Staatsmänner damals.

Hier haben wir so einen Moment in der Geschichte, wo unser christlicher Glaube, der Glaube an Zukunft und Versöhnung Gestalt gewonnen hat. Und es wurde damit eine sehr positive Entwicklung für die nachfolgenden Generationen eingeleitet.

Später, im Jahr 1984 reichten sich der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl und der franz. Staatspräsident Francois Mitterrand über den Gräbern von Verdun die Hände.

Amen

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus . Amen