Archiv Predigten

ausgewählte PredigtEN  der Ev. Kirchengemeinde Erfurt-Südost sind hier für einen Monat nach dem Erscheinen bzw nach dem jeweiligen Gottesdienst nachlesbar bzw nachhörbar

Gottesdienste zum 1. Advent

Gottesdienste zum 1. Advent

Wir laden Sie herzlich ein, mit uns Gottesdienst zu feiern zum 1.Advent

9:30 Uhr in der Lukaskirche Erfurt und

11:00 Uhr in der Gustav-Adolf-Kirche Erfurt
mit Pfarrer Thomas Riedel

Lesen sie hier seine Predigt

Liebe Gemeinde,

endlich Advent! Endlich bricht die Zeit der Hoffnung an, der schönen Lieder, der Lichter und Düfte.

Die letzten Wochen des Kirchenjahres mit ihrem Fokus auf Tod und Sterben liegen mir noch im Magen. Schwere Themen, über die man nicht so gern nachdenkt. Da kommt doch die Vorstellung, dass bald ein kleines Kind geboren wird, gerade recht. Ein viel schönerer Gedanke. Advent, Ankunft – aber dieses kleine Kind namens Jesus, an dessen Geburt wir uns an Weihnachten so gern erinnern, hat elementar mit dem Ende des Kirchenjahres und eben mit unserem Tod und Sterben zu tun. Christus ist nicht in diese Welt gekommen, um uns ein paar schöne Momente zu schenken, sondern uns auf den richtigen Weg zu bringen. Hin zu Gott, in seine Ewigkeit. Und manchmal braucht es dazu vielleicht auch ein paar klare Worte.

So wie in unserem Predigttext für diesen ersten Advent: Er steht in der Offenbarung Kapitel 3, die Verse 14-22:

Der Brief an die Gemeinde in Laodizea

14Und dem Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe: So spricht, der das Amen ist, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes: 15Ich kenne deine Werke und weiß, dass du weder kalt noch warm bist. Wärst du doch kalt oder warm! 16Nun aber, da du lau bist, weder warm noch kalt, will ich dich ausspeien aus meinem Munde. 17Du sagst: Ich bin reich, ich bin wohlhabend und habe nichts nötig, und merkst nicht, dass gerade du elend bist, erbärmlich, arm, blind und nackt. 18Darum rate ich dir: Kauf Gold von mir, das im Feuer geläutert ist, dass du reich wirst, und weiße Gewänder, dass du sie anziehst und die Schande deiner Blöße nicht zum Vorschein kommt, und Salbe, dass du sie auf deine Augen streichst und wieder sehen kannst. 19Die ich liebe, weise ich zurecht und erziehe sie. Empöre dich, kehre um! 20Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer immer auf meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich einkehren und das Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir. 21Wer den Sieg erringt, soll mit mir auf meinem Thron sitzen, so wie ich, nachdem ich den Sieg errungen habe, mit meinem Vater auf seinem Thron sitze.
22Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.

In dieser Vision spricht Jesus klare Worte zu der Gemeinde in Ladoizäa. Ladoizäa war bedeutende Handelsstadt in Phrygien nahe der Mündung des Flusses Lykos im Südwesten Kleinasiens, in der heutigen Türkei. Sie war eine sehr reiche Stadt, die ihren Reichtum mit Arzneischulen und Heilmittelproduktion, aber auch mit dem Handel von Textilien erzielte. Die „Kirchengemeinde“ war offensichtlich auch sehr wohlhabend. (Siehe Vers 17) Im Erscheinungsbild eine tolle, hippe Gemeinde, der es an nichts mangelte. Und doch schien es nur Fassade zu sein.

Aber Christus ließ sich von der Oberfläche nicht täuschen. Er schaute ins Herz und da sah es dürftig aus. Sein Urteil war hart: Lauwarm! Nicht heiß und nicht kalt – ich will dich ausspeien.

Er verharrte aber nicht in seiner Kritik.

Die drei Bilder, die dann folgen, sind genau an die Beschaffenheiten in Ladoizäa angepasst. (V 18) Gold steht für Reichtum in Ladoizäa, Kleidung für Textilhandel und Salbe für die Heilmittelproduktion und Ärzteschulen. Die Bilder sind ein bisschen kryptisch, aber ich finde, man kann sie entschlüsseln.
Da heißt es: „
18Darum rate ich dir: Kauf Gold von mir, das im Feuer geläutert ist, …“
Geläutertes Gold ist absolut rein.
Um Gold von unerwünschten Fremdstoffen zu reinigen, wird es bei großer Hitze zum Schmelzen gebracht. Abhängig vom Schmelzpunkt trennen sich dabei die Stoffe voneinander oder verbrennen. Und irgendwie geht es genau darum. Die Christen in Laodizäa sollen nicht nur nach außen scheinen wie Gold. Sondern ihr Handeln, ihre Haltung soll rein sein oder werden. Deshalb auch das Bild mit der Augensalbe. Es steht dafür, mehr zu erkennen, als was das irdische Auge sehen kann. Nämlich die Dimension der Nächstenliebe, die der Liebe Gottes zu uns Menschen.

Harte Worte am Sonntagvormittag. Aber in unseren Predigttext steht auch, warum Christus so klar ist.
19Die ich liebe, weise ich zurecht und erziehe sie. Empöre dich, kehre um!

Christus ist nicht in diese Welt gekommen, um uns ein paar schöne Momente zu schenken, damals nicht und heute auch nicht, sondern um uns auf den richtigen Weg zu bringen. Hin zu Gott, in seine Ewigkeit. Das ist für uns Christen manchmal nicht so leicht auszuhalten, dass der gnädige Gott mit seiner guten Nachricht meistens erst einmal lauter Wahrheiten im Gepäck hat, die wir gerne ausblenden.

Advent bedeutet, sich selbst zu hinterfragen: „Bin ich auf dem richtigen Weg oder braucht es Korrektur? So wie es in einem Adventslied heißt: „Wie soll ich dich empfangen und wie begegne ich dir?“ Advent ist aber auch Hoffnung, dass noch einiges möglich ist. Dass das letzte Wort noch nicht gesprochen wurde.
So heißt es in unserem Predigttext:

20Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer immer auf meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich einkehren und das Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir. 21Wer den Sieg erringt, soll mit mir auf meinem Thron sitzen, so wie ich, nachdem ich den Sieg errungen habe, mit meinem Vater auf seinem Thron sitze.

In einen anderem Adventslied heißt es: „Nun kommt der Heiden Heiland!“ Christus bleibt nicht fremd, sondern kommt nah. Er stört zwar manchmal, ist unbequem, verstört auch manche, aber ich habe nie gehört, dass Christus zerstört, es sei denn Sünde und Tod. Denn er heilt, baut wieder auf und versöhnt. Er kommt für uns alle, für die, die an ihn glauben, und für die, die ihn noch nicht kennen.

Er steht vor der Tür und klopft an. Deshalb haben wir auch gesungen: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit.“

Advent ist Hoffnung, die uns hin zu Jesus Christus, hin zu dem Kind in der Krippe, hin zu dem Gekreuzigten führt.

Gott segne Sie in dieser Adventszeit. Hin auf dem Weg zu Christus, der uns neues Leben schenkt.

Amen.