Archiv Predigten

ausgewählte PredigtEN  der Ev. Kirchengemeinde Erfurt-Südost sind hier für einen Monat nach dem Erscheinen bzw nach dem jeweiligen Gottesdienst nachlesbar bzw nachhörbar

Gottesdienst zu Okuli

Gottesdienst zu Okuli

Wir laden Sie herzlich zu unseren Gottesdiensten am 12. März

ab 09:30 Uhr im Gustav-Adolf-Gemeindezentrum und

ab 11:00 Uhr in der Lukaskirche ein.


Foto: Kirchenkreis Erfurt 

Pfarrer OGP Thomas Riedel erwartet Sie 
Lesen Sie hier seine Predigt zum Tag

Liebe Gemeinde,

manche Entscheidungen im Leben verlangen uns viel ab: Kraft und Energie, Geld und Geduld, Tränen, manchmal auch Trennungen. Manchmal ist es einfach auch klar, dass etwas passieren muss und dass es nicht ohne Reibung vonstattengeht. Wir als Nachfolger Christi müssen uns auch immer wieder hinterfragen, ob unser Handeln im Sinne Gottes ist.
Bei einigen Entscheidungen würden wir in der Retrospektive zu einem Nein finden, und bei anderen Herausforderungen wieder genauso entscheiden. Weil es rückblickend richtig war, weil es uns an Erfahrung reicher gemacht hat.

An diesem Sonntag geht es um das Thema „Nachfolge“. Wir stehen, um mit einem Bild zu sprechen, immer wieder an einer Weggabelung, an der wir uns entscheiden müssen, welchen Weg wir gehen. Den Weg der Nachfolge, indem wir uns an Gott orientieren, der Weg der Nächstenliebe oder den Weg, der dann meist ein egozentrischer Weg ist.

Wir befinden uns mitten in der Passionszeit Jesu. (Und die Leidensgeschichte Jesu ist nichts für den Kaffeetisch.) Nachfolge in Hinblick auf diese Leidenszeit, bedeutet auch Opferbereitschaft.
Bevor ich ihnen den Predigttext vorlese, möchte ich ihn kurz einleiten mit dem was bisher geschah: Jesu feierte mit seinen Jüngern das Passahmahl, bei dem wir uns an Gründonnerstag erinnern und dem wir bei jeder Abendmahlsfeier nachspüren.
Judas, ein Jünger Jesu, hat schon seine Entscheidung getroffen, Jesus auszuliefern. In der Bibel heißt es in Lukas 22 über ihn:
3Da ergriff der Gegenspieler Gottes Besitz von Judas. (auch Satan genannt= er versucht die Menschen zu einem Verhalten zu bewegen, das Gottes Willen widerspricht)

Im Laufe der Erzählung spricht Jesus an, dass er verraten wird. Darüber entsteht eine Diskussion, wer der Verräter ist und wer unter ihnen der Wichtigste sei.

Jesus muss schlichtend eingreifen und weist daraufhin, dass es nicht um Rang und Namen bei der Nachfolge, sondern um Opferbereitschaft geht und dass die Nachfolge jedem viel abverlangt.
Auch Petrus, einer seiner engsten Vertrauten, muss zurückstecken, denn es folgt die Ankündigung, dass er, gerade er, Jesus verleugnen wird.

Im Anschluss gehen sie in den Garten Gethsemane. Hier zieht sich Christus zurück, um im Zwiegespräch mit Gott seine ganz Last und Angst bei Ihm abzuladen.

Lk 22, 40Als er dort ankam, sagte er zu ihnen: »Betet, damit ihr die kommende Prüfung besteht!«41Er selbst ging noch ein paar Schritte weiter – etwa einen Steinwurf weit. Dann kniete er nieder und betete.42Er sagte: »Vater, wenn du willst, nimm diesen Becher weg, damit ich ihn nicht trinken muss! Aber nicht, was ich will, soll geschehen, sondern was du willst!«
45Dann stand er vom Gebet auf und ging zurück zu den Jüngern. Er sah, dass sie vor lauter Trauer eingeschlafen waren.46Er fragte sie: »Wie könnt ihr nur schlafen? Steht auf und betet, damit ihr die kommende Prüfung besteht!«

Dies ist eine Schlüsselstelle, die für unseren Predigttext wichtig ist. Denn hier wird quasi eine Handlungsanweisung für Christus Nachfolger erzählt, nämlich: 1. Betet, damit ihr die Prüfungen besteht! Sprich: Bleibt mit Gott im Gespräch! Verbindet euch mit Ihm, so gut ihr könnt, sonst trefft ihr die falschen Entscheidungen. Das sehen wir gleich im Folgetext -Predigttext, was Jesus meint.

2. „Nicht, was ich will, soll geschehen, sondern was du willst!“ spricht Jesus. Also Gottes Ratschluss steht über den persönlichen Befindlichkeiten. Das klingt erstmal so einfach, aber im Fall Jesu bedeutet es, dass er sein Leben geben muss, damit der Plan Gottes funktioniert und Jesus quasi ein Upgrade erhält und er der Herr über Lebende und Tote wird.
(vgl. Römer 14,9: „Christus ist gestorben und lebendig geworden, um Herr zu sein über Tote und Lebende.“)

und so ging es dann weiter: Predigttext Lk 22,47-53

47Noch während Jesus das sagte, näherte sich eine Truppe. Judas, einer der Zwölf, ging an der Spitze. Er kam auf Jesus zu, um ihn zu küssen.48Aber Jesus sagte zu ihm: »Judas, willst du den Menschensohn wirklich mit einem Kuss verraten?«49Da verstanden seine Begleiter, was geschehen sollte. Sie fragten: »Herr, sollen wir mit dem Schwert zuschlagen?«50Und einer von ihnen schlug nach einem der Männer, die dem Hohepriester unterstanden. Er hieb ihm das rechte Ohr ab.51Aber Jesus sagte: »Hört auf damit!« Er berührte das Ohr und heilte den Mann.52Dann wandte er sich an die Leute, die ihn festnehmen wollten: die führenden Priester, die Hauptmänner der Tempelwache und die Ratsältesten. Er sagte: »Mit Schwertern und Knüppeln seid ihr hier angerückt! Bin ich denn ein Verbrecher?53Ich war täglich bei euch im Tempel. Aber dort habt ihr keine Hand gegen mich erhoben. Doch jetzt ist eure Stunde gekommen, und die Finsternis tritt ihre Herrschaft an.«

Ich möchte noch mal auf die Jünger zurückkommen. Jesus hatte sie ja draufhingewiesen, sie sollen beten, um in den Herausforderungen im Sinn Gottes handeln.
Die Herausforderung: Männer mit Stöcken und Schwertern. Was passiert? Sie gehen in den Angriffsmodus. 49 …»Herr, sollen wir mit dem Schwert zuschlagen?«
50Und einer von ihnen schlug nach einem der Männer … Er hieb ihm das rechte Ohr ab. Ist diese Aktion im Sinne Gottes? Nein, es ist eine menschliche Reaktion, auf eine Bedrohung mit Aggression und Gewalt zu reagieren. Die Reaktion Jesu: »Hört auf damit!« Nachfolge heißt nicht blinder Aktionismus.

Wäre das die einzige Möglichkeit gewesen wie sich Jesus verteidigen könnte, mit Schwertern und Gewalt? Nein. In Mt 26 heißt es in der gleichen Geschichte: 52Da sagte Jesus: »Steck dein Schwert wieder zurück an seinen Platz. Denn alle, die zum Schwert greifen, werden auch durch das Schwert umkommen.53Weißt du nicht, dass ich meinen Vater um Hilfe bitten kann? Dann schickt er mir sofortmehr als zwölf Legionen Engel.54Aber wie könnte sich dann erfüllen, was in der Heiligen Schrift steht? Es muss doch alles so kommen.«

Gott hat immer noch mehr Möglichkeiten als wir uns denken können, wir müssen auf ihn vertrauen!

Nachfolge bedeutet nach Gottes Willen zu fragen, was dran ist. Nämlich… „Betet ohne Unterlass!“
Was bedeutet das für uns?! Wir müssen unsere Kommunikation mit Gott schärfen und nach seinem Willen ergründen. Ich denke, dass Gewalt in jeglicher Hinsicht immer nur, wenn überhaupt, das allerletzte Mittel sein kann und jedes Mal individuell geprüft werden muss. Denn klar ist, Gewalt erzeugt immer Gegengewalt und somit befinden wir uns in einer Spirale der Gewalt.

Wer Gott ernst nimmt, muss Entscheidungen treffen für ein Leben in Liebe und Hingabe. Denn Liebe und Hingabe sind der Weg zum Frieden, für uns selbst, aber auch für unsere Umwelt. Nachfolge bedeutet manchmal auch etwas aufzugeben. Wir finden einige Beispiele in der Bibel. Sie erzählt von Menschen, die Gott bis zum Äußersten gefordert hat: Jeremia, der um Gottes Willen verspottet wird; Elia, der auf der Flucht zu Tode erschöpft ist. Und doch erfahren gerade sie, die besonders herausgefordert sind: Gott ist bei mir. Er macht mich stark.

Wenn wir es schaffen in Liebe zu agieren, werden wir ein viele größere Reichweite unsere Handlung erreichen. Hass und Gewalt begrenzt und blockiert, Liebe bricht auf und gibt Weite.

In diesem Sinn lasst uns in der Nachfolge, in intensiven Kontakt zu ihn stehen, und Jesu Liebe weitergeben.

Amen.

Gustav-Adolf-KircheLukaskirche AltarQuelle: FB Kirchenkreis Erfurt